Warum Frauen aus Paris die Taschen von Jérôme Dreyfuss lieben

2023-01-05 16:55:04 By : Ms. Violet Li

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Dreyfuss am Schreibtisch in Paris Bild: Hersteller

Die ersten Handtaschen entwarf Jérôme Dreyfuss, um seine ­schwangere Frau zu unterstützen, die Designerin Isabel Marant. Das war 2003. Heute sind seine Modelle im Pariser ­Stadtbild ­allgegenwärtig.

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J érôme Dreyfuss wirkt nicht wie einer, der es in der Pariser Modebranche zu etwas gebracht hat. Das ist positiv gemeint. Mit etwas abgetragenen weißen Turnschuhen, Jeans und schlichtem Pullover, leicht angegrauten Locken, aber dem Gesichtsausdruck eines Teenagers sieht der 48-Jährige aus wie der nette Junge von nebenan. Und so verhält er sich auch, als er zum Interview in seinen Firmensitz im Herzen des Pariser Marais einlädt. Dreyfuss bricht mit seiner entwaffnend sympathischen Art sofort das Eis und wirkt von Grund auf bodenständig. Das kann man nicht von vielen seiner Mode-Kollegen behaupten.

Die Handtaschen der Marke Jérôme Dreyfuss haben in Frankreich Kultstatus. Seit fast 20 Jahren gehören sie zum Pariser Straßenbild, so wie Bistro-Stühle und die prachtvollen Fassaden des Stadtplaners Georges-Eugène Haussmann. Es gibt kaum eine Pariserin mit Bewusstsein für schöne Dinge, die nicht zumindest ein Modell von ihm ihr Eigen nennt. Dabei fing der Franzose eigentlich nur an, Taschen zu entwerfen, um seiner Frau den Rücken freizuhalten. Sie war damals mit dem gemeinsamen Sohn des Paares schwanger. Und sie ist übrigens niemand Geringeres als die Modedesignerin Isabel Marant.

Worüber sich heute beide amüsieren, was aber kaum einer weiß: Damals war sie die Frau von Jérôme Dreyfuss und nicht umgekehrt. Dreyfuss führte zwischen 1998 und 2002 selbst ein sehr erfolgreiches Label. Es war erfolgreicher als das von Isabel Marant, deren internationaler Feldzug erst deutlich später begann. Dreyfuss galt als Wunderkind der Mode, hatte vorher als Assistent bei Jean Paul Gaultier gearbeitet und wurde als das neue Enfant terrible gehandelt. Mit gerade einmal 23 Jahren veranstaltete er seine erste Modenschau, zwei Jahre später rief Michael Jackson persönlich bei ihm an, um ihn zu fragen, ob er ihm die Bühnen-Outfits für seine „Invincible“-Tour machen könne.

Doch dann schmiss er von einem Tag auf den anderen hin und stellte sein Label ein. „Ich habe zu schnell zu viel Erfolg gehabt“, sagt er heute hinter seinem großen Schreibtisch an der Rue Charlot. „Jedes Mal, wenn ich zu irgendwelchen schicken Veranstaltungen eingeladen war, fragte ich mich, was ich hier eigentlich mache. Ich glaube, ich hatte Angst, mir die Finger zu verbrennen.“ Eine amüsante Vorstellung, wie der junge, bodenständige Dreyfuss in Jeans und Sneakers neben Lagerfeld oder Galliano gesessen haben muss.

Dass ein Mann für ein Neugeborenes den Job an den Nagel hängt, war in der damaligen Zeit, im Jahr 2003, ungewöhnlich. In Frankreich sowieso, wo die Väter nach der Geburt in der Regel maximal zwei Wochen freinehmen. „Alle meine Freunde amüsierten sich darüber“, sagt er. „Aber ich sagte: Das geht schon, ich mache einfach Handtaschen, dann bleibt immer noch genügend Zeit, um mich um den Kleinen zu kümmern.“

Dass seine Kollektionen großen Erfolg haben und er somit auf der Stelle zum Working Dad werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Seine ersten Entwürfe hatte er an einem geselligen Abend gewissermaßen aus dem Ärmel geschüttelt: „Wir hatten ein paar Freundinnen zum Abendessen zu Besuch, und sie kamen alle mit ganz scheußlichen Handtaschen, riesige Dinger, die viel zu schwer waren und mit großen Logos darauf. Sie meinten, es gebe nichts anderes auf dem Markt. Also fragte ich mich: Wie kann man das besser machen?“

Seine ersten Entwürfe nannte er scherzhaft „Transformer“. Sie sollten wandelbar sein, um Frauen in allen Alltagssituationen zu begleiten. „Man kann sie über der Schulter tragen, es gibt kleine Extrataschen, die man herausnehmen kann, und wenn man abends im Dunkeln nach Hause kommt und ein Glas Rosé zu viel getrunken hat, ist immer eine kleine Taschenlampe dabei, um das Schlüsselloch zu finden.“ Es war die Zeit, als noch nicht jeder ein Smartphone besaß, das mit einmal Wischen und einmal Tippen strahlendes Licht spendet. Was viele Trägerinnen aber darüber hinaus an den Taschen bis heute schätzen, ist ihr Komfort. Sie sind aus butterweichem, flexi­blem Leder gemacht, das sich geschmeidig an den Körper anpasst.

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Warum Pariserinnen die Taschen von Jérôme Dreyfuss lieben

Jérôme Dreyfuss im Porträt

Die ersten Handtaschen entwarf Jérôme Dreyfuss, um seine ­schwangere Frau zu unterstützen, die Designerin Isabel Marant. Das war 2003. Heute sind seine Modelle im Pariser ­Stadtbild ­allgegenwärtig.

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